Montag, 22. Februar 2016

#Reisebericht: Banco Chinchorro Mexiko - Rock the Croc! Oder Flop?



Ziel:           Mexiko - Banco Chinchorro
Tauchregionen:  Marinepark Xcalak
Tour-Operator:  Blue Rush / XTC Dive Center
Reisezeitraum:  05.08.-13.08.2015


Was kommt nach Freitauchen mit dem großen Weißen? Seit letztem Jahr wird im Wilden Westen propagiert, dass man auch mit Krokodilen im Wasser gewesen sein muss. Wem der Mumm fehlt, z.B. mit Walter Bernardis ins Okawango-Delta bei 10m Sicht mit bis zu 6m großen Krokodilen ins Wasser zu gehen, für den wäre aktuell Chinchorro wohl die Wahl.

 
Wir schlagen den Direktflug der streikanfälligen Condor Ferienklitsche lieber aus und wählen den gut 400€ günstigeren Flug der American Airlines über Miami. Wir leisten uns sogar die 140€ teureren Premium Economy Sitze am Notausgang. Leider liegen die bei uns direkt vor einer Zwischenwand, was den Raumgewinn irgendwie wieder hinfällig werden lässt. Zusätzliche bemerkbare Vorzüge fallen aus. Auch sonst ist relativ schnell klar warum AA so günstig ist, ein eigener Bildschirm mit Filmauswahl o.ä. fällt komplett weg. Auf dem Gemeinschaftsbildschirm läuft für jeden etwas während des 9-stündigen Fluges: Eine Liebesschnulze mit Pferden, ein Splatter mit Godzilla und eine Kömodie mit Adam Sandler, na Danke! Und der zusätzliche Aufwand für die Ein- und wieder Ausreise in Amerika macht ebenfalls nicht wirklich gute Laune. Aber einen weiteren großen Vorteil hat es eben dann doch: Das 23 Kilo schwere Videoequipment-Handgepäck hätte uns die Condor niemals durchgehen lassen oder nochmals kräftig abkassiert, hier hat es niemanden wirklich interessiert. Und angekommen sind wir, trotz nochmals 90 Minuten Verspätung durch ein nicht startendes Triebwerk an der Maschine von Miami nach Cancun, dann am Ende doch.

Am Flughafen empfängt uns bereits Dietmar von Blue Rush. Er und Raffaella Schlegel haben vorher jahrelang in Südafrika in Aliwal Shoal mit Walter Bernardis das tauchen mit Tigerhaien betrieben. Und sind vor etwas über einem Jahr nach Mexiko und bieten nun u.a. die Sondertour mit den Crocs in Chinchorro an. 

 
Wir kommen im Sotavento unter. Mitten an der Hauptstraße macht es einen kleinen Schlenker in eine Nebenstraße und dort liegt das kleine und schnucklige Hotel, eingebettet in Palmen und auf der Rückseite mit direkter Lage an den Mangroven in der Lagune von Cancun. Kein großer Ferienbunker, sondern kleinere Einheiten blockartig verteilt zu je 60$/Nacht. Es gibt WLAN, tägliches zwar wechselndes dafür aber sehr einsilbiges Frühstück. Zimmer sind geräumig & ok, auch wenn warmes Wasser bei mir während meines Aufenthaltes nicht funktionieren will. Dafür tut die Klimaanlage.

Wir lassen den Abend in Dietmars Haus, nur 2 Gehminuten vom Hotel entfernt, und ebenfalls herrlich ruhig an der Lagunen-Seite von Cancun gelegen, bei Borritos ausklingen. Den nächsten Tag können wir mit einem Boot des Nachbarn in der Lagune von Cancun umherschippern und bekommen die verschiedenen Teile von Cancun gezeigt. Mit der mitgenommen DJI Phantom entstehen wirklich coole Luftaufnahmen. Man mag wirklich nicht glauben wie langgezogen Cancun ist und was für große Ferienbunker dort stehen. Nicht überraschend, dass dies wohl der Ballermann Amerikas ist.
Abends kommt es zur ersten Begegnung mit einem Croc. Eines von Dietmars Haus-Crocs, die er sich über die letzten Wochen und Monate angefüttert hat, kommt vorbei und lässt sich ablichten. Mit diesen Reptilien steigen wir also übermorgen ins Wasser. Na, gute Nacht!

  
Um 08:30 soll am Folgemorgen  die Reise gen Xcalak und später gen Chinchorro losgehen. Natürlich ist dies wieder eine mexikanische Zeitangabe. Es wird irgendwas gegen 9 oder halb zehn. Vollgepackt in einem kleinen Reisebus brechen wir in unser Abenteuer auf. 5-6 Stunden Fahrt stehen auf dem Fahrplan, am Nachmittag soll nochmal getaucht werden. Daraus wird aber irgendwie nichts. Warum wissen wir nicht so recht, nach einer guten halben Flasche Rum hätten dafür auch die PADI-Regeln etwas gedehnt werden müssen, also bohren wir auch nicht weiter nach.



Im XTC Dive Center angekommen sticht einem sofort ein fischiger/modriger Geruch in die Nase. Der zweite Blick erkennt warum. Mangroven werden an den Strand geschwemmt und verwesen dort. Bergeweise. Je nach Windrichtung sticht es mal mehr und mal weniger, meißt aber mehr. Die Zimmer sind einfach, keine Klimaanlage aber Ventilator, und funktional. Dafür dass es 200km zur nächst größeren Zivilisation ist, braucht man nicht meckern. Das wird leider auch direkt bei der Speisekarte ersichtlich. Ein Großteil ist gerade nicht verfügbar, dafür sind die Pesto-Pasta wirklich hervorragend (aber kalt). Und der Cuba Libre wird auch in zeitnahen Abständen gebracht.



Am nächsten Morgen steht Frühstück für 6 auf dem Plan. Ist natürlich wieder eine mexikanische Zeitangabe. Ich glaube es war dann Viertel vor sieben, an der Qualität war wieder nichts zu meckern. Man bestellt einfach was man will aus dem mexikanischen Repertoire, ohne dass es dafür aber eine Karte gibt. Überraschenderweise bleiben wir knapp im angegebenen Zeitplan für die Abfahrt nach Chinchorro. Wer denkt: Ui, das ist hier aber Basic, der sollte nun aufhören zu lesen.
Bei guten Bedingungen (wenig Wind und Welle), geht es mit einem Speedboot für ca.  1 - 1,5h raus. Und wer die Bekleidung der Crew sieht ahnt was kommt. Man sollte auf jeden Fall alles was nicht irgendwie nass werden sollte in die Cases verstauen. 

http://www.supp-diving.de/
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Nach 1,5h bei guten Bedingungen und einer Durchschnitts-geschwindigkeit von über 20 Knoten erreichen wir die Lagune von Chinchorro. Klatschnass. Wer auf den Azoren oder Südafrika bereits einmal mit Zodiacs herausgefahren ist, kann sich in etwa ein Bild machen. Meist bin ich dort aber trockener geblieben.
Auch nicht so richtig mitgeteilt wurde uns, dass wir direkt vom Boot den ersten Tauchgang machen. Für mich hat das bedeutet ca. 20 Minuten auf einem schaukelnden Boot sowohl mein Tauch- als auch mein Video-/Fotoequipment zusammenzusuchen. Sei es drum, also endlich ab ins Wasser.

Wir sind auf der Außenseite der Lagune und unser Fokus liegt auf Rotfeuerfischen. Diese sind die einzigen die hier gejagt werden dürfen und werden zum anfüttern der Krokodile verwendet. Zwei Guides sind folglich mit Harpunen ausgestattet und sammeln fleißig ein. Die Sicht ist recht bescheiden, die Sichtungen auch. Von den letztes Jahr wohl noch sehr zahlreichen Ammenhaien lassen sich lediglich zwei finden. Im Laufe des Tages bekommen wir auch erzählt warum. Den lokalen Fischern wurde wohl irgendwoher Geld geboten für deren Flossen. Das hat dann eine drastische Reduktion deren Anzahl zur Folge gehabt. Es findet sich noch eine scheue Schildkröte und ein Whiptail-Rochen. Wirklich ein Jammer mit den Ammenhaien.

Dann geht es weiter nach Chinchorro, nach 15-20 Minuten durch die Lagune sind wir da. Ich lasse hier ausschweifende Erzählungen aus, Bilder zählen mehr als Worte. Insgesamt sind wir ca. 14 Personen auf sehr engem Raum. Zum weiteren später mehr.
Jetzt soll es ja mal endlich zum Hauptteil kommen. 

 

Nach kurzem Auspacken fährt der Skipper mit Gehilfen 50m Luftlinie zu den Mangroven und beginnt zu ködern. Recht schnell zeigen sich drei Crocs. Bereits auf dem Weg zu uns kommt aber ein Speedboot der Küstenwache in die Lagune gedonnert und die Crocs eilen zurück in die Mangroven. Neuer Versuch und letztlich ist es dann 14:30 Uhr bis die ersten ins Wasser dürfen. 
  
http://www.supp-diving.de/
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Das Croc befindet sich nun genau vor dem Fischerhaus, es gibt dort eine kleine Sandarena, mit einem ca. 30cm hohen Absatz ins Gras. Die Wassertiefe in der Arena ist ca 1,50m. auf dem Gras 50cm. So entstehen nahezu alle bekannten Bilder von Chinchorro genau auf diesem Absatz. Kalorien verbrennt nur das Herz beim pochen.
Die Lizenz erlaubt bis 6 Uhr im Wasser zu bleiben. Dadurch dass Blue Rush letztes Jahr bereits dort war dürfen Sie zusätzlich zum Sicherheitstaucher und 2 Gästen ins Wasser. Somit sind wir 3 Gruppen und haben insgesamt etwas über 1 Stunde mit dem Croc. Wären es vier Gruppen reduziert sich das Ganze entsprechend.

Jetzt steigen wir aber endlich das erste mal ins Wasser. Je nach eigener Aktivität und Aktivität der Vorgruppe ist der Sand mehr oder weniger aufgewirbelt. Ruhige Bewegungen sind also nicht nur wegen des Krokodils angebracht. Allerdings gibt es eine beständige Ost-West-Strömung die das Wasser recht schnell wieder aufklart.

Und steht man erstmal diesem Urzeitreptil gegenüber und es schaut einem zähnefletschend direkt in die Augen ist das schon eine verdammt geile Begegnung. Die nächsten 30 Minuten wird geknipst und gefilmt was die Batterie hergibt. Außerhalb ist der Baiter weiterhin aktiv und versucht so das Croc in Bewegung zu halten. Somit bleibt es nicht reglos in einer Position sondern bietet durchaus einiges an Action, insbesondere dann wenn es mal schnappt oder zu einem runter in die Sandarena kommt. Nach insgesamt drei Sessions und 1:10h tatsächlich mit dem Croc müssen wir das Wasser leider verlassen. Das nervt natürlich schon wenn man endlich das hat wofür man die Strapazen auf sich genommen hat und dann ist nach 1h Schluss.


Essen haben die Jungs wieder im Griff. Eine Art Hühnergeschnetzeltes mit Kartoffelbrei, hervorragend. Wo ebenfalls noch kein klare Linie zu erkennen gewesen ist, war bei Alkohol und Soft-Drinks. Grundsätzlich gilt Alkoholverbot für alle Fischer draußen, dieses Jahr scheint es schon zu bröckeln. Am besten vorher einfach klar fragen was mitgenommen wird und was man selbst mitnehmen darf. Das bleib bei uns etwas im Dunklen und führt dazu dazu die Crew Bier&Rum hatte, wir aber nicht. Was aber soll man sonst dort draußen machen? Selbst Cola war irgendwie nicht gänzlich geklärt...

Die angekündigte Idylle lässt leider auch noch etwas auf sich warten. Das Nachbarshaus kühlt seinen Fisch mit einem Generator.
Um 21:32 hört dann sogar auch endlich der Generator nebenan auf und es verbreitet sich tatsächlich so etwas wie Robinson Crusoe-Feeling.

Die Nacht ist an der Grenze zum erträglichen. Es ist die erste Nacht des Meteoritenschauers, der Himmel sternenklar und auch der Mond wird nur kurz in der Früh aufgehen. Doch ich halte es lediglich bis knapp 22:30 aus und es bleibt bei drei Sternschnuppen.

Zwischen den beiden Hängemattennachbarn schläft es sich recht schlecht, in der Hängematte tut dir nach 3h das Kreuz weh, und die halbe Mannschaft schnarcht. Glücklicherweise habe ich von Micha Ohrenstöpsel. Die sollte man auf keinen Fall vergessen!
Über mehrere Abschnitte klappt es bis morgens um 6 ein paar Mützen Schlaf zu erhaschen. Zum Frühstück gibt es Toast und Nutella, das reicht mir vollkommen! Nutella und ich bin glücklich, zur Not roh!

Dann geht es irgendwann zum ersten Tauchgang. Aber eigentlich geht es wieder nur darum Rotfeuerfische zu bekommen. Wer in der Karibik schon viele Tauchgänge absolviert hat muss sich auf Langeweile einstellen, für den Rest bleibt eigentlich ganz ordentliche Sicht, viele Schwebteilchen, viele und große Schwämme, und es kommt auch ein Rochen und ein Ammenhai vorbei. 


Anschließend geht es rüber auf einen Festlandteil der Mangroven Chinchorros. Zwei andere Gebiete haben ihre Fischsiedlung auf Festland gebaut. Xcalak zieht wohl bald nach, derzeit ist aber noch alles auf Wasser. Der Nachteil ist bekannt, der Vorteil bei Windstille ist, dass man nicht von den Mosquitos zerfressen wird. Lobster-Saison ist von Juni bis Februar. Dann kommen alle in die Mangroven und sind Fischer. 


Das anfüttern dauert heut extrem lange. Selbst für ein mexikanisches Zeitgefühl. Möchte man den Bedenkenträger der Nation spielen fragt man sich recht schnell warum überhaupt noch Crocs kommen. In freier Wildbahn können Sie oft Monate überleben ohne Essen, und hier gibt es mittlerweile während der 3-monatigen Fütterungszeit fast täglich Happi. Eine Verringerung der Sichtungen zum letzten Jahr ist wohl auch bereits eingetreten, und es gab auch bereits Tage komplett ohne Croc. Dann hat man für die Strapazen natürlich das richtig große Los gezogen. Wobei ich ja auch bereits 2x in Mozambique gewesen bin und es insgesamt auf 45 Min. Manta und 0 Min. Walhai gebracht habe. 

Als die ersten Crocs auf dem Weg sind beginnt ein Fischer in der Hütte davor sie zu füttern und hält sie somit auf. Gegen 3 Uhr trifft endlich das erste Croc ein. Damit steht uns noch maximal 1h mit Ihnen zur Verfügung. Noch dazu ist es leider kein wirklich aktives und eher scheues Croc. Es war angeblich auch noch nicht oft da. Während unserer Session entstehen auch keine wirklich brauchbaren Bilder/Videos. Dann verpisst es sich sogar ganz und es dauert wiederum eine gefühlte Ewigkeit bis sich zum Glück das große Croc von gestern erbarmt uns einen Besuch abzustatten. 


Für den zweiten Durchlauf bleiben letztlich nur noch 20 Minuten. Da wird ein "den ganzen Tag mit Crocs" schnell eingedampft. Mit dem um 6 noch anwesenden Croc bekommen wir ein paar coole Drohnenaufnahmen und die Sonne senkt sich bereits wieder gen Westen.

In der Nacht auf Tag 3 versuchen wir ab drei Uhr mit einem Futterkorb im Wasser Krokodile anzulocken. Und ab 6 Stelle ich mich aufs Boot und lasse munter den toten Fisch aufs Wasser klatschen um evtl. ein von der nächtlichen Jagd zurückkommendes Croc abzufangen. Erfolglos. Also wieder tauchen. Zugegebenermaßen ist die Lust darauf nicht sehr groß. Man ist ja hier wegen den Crocs. Aber Reptilien sind nun auch nicht gerade für Ihre Tagaktivität bekannt. Am letzten Tag müssen wir auch gegen drei aufbrechen, das lässt das Zeitfenster dann ziemlich eng werden. 


Ehrlicherweise haben wir bereits gar nicht mehr daran geglaubt dass noch eines kommt. Doch es kam. Und wir durften als erstes ins Wasser. Es wurde aus drei dann zwei Gruppen gebildet  und wir hatten das Glück diesmal Gruppe eins zu sein. Es entsteht nochmal eine richtig coole 30-minütige Session, mit Croc im Sand und überall. Nach Gruppe zwei hat es aber wieder ab und wieder verlieren wir wertvolle Zeit. Wir bekommen nochmals 20 Minuten mit ihm, Gruppe 2 hat aber gänzlich Pech da es nach uns abhaut und wir die Rückreise antreten müssen. Mit dem Wind im Rücken und knapp 30 Knoten bleibt der Rückweg überwiegend trocken und dauert nur knapp über eine Stunde.


Das waren also die Crocs!
In der Nachbetrachtung muss man wohl festhalten dass wir insgesamt gute Bedingungen erwischt haben, auch wenn das vor Ort mit einem Lernprozess verbunden gewesen ist. Unsere Vorstellungen und Erwartungen sind anscheinend zu hoch gewesen und wir haben uns ein falsches Bild gemacht bzw. gemacht bekommen. 
Die Wetterbedingungen sind gut gewesen. 
Wenn es hier mal nachts ordentlich windet oder gar regnet (schließlich ist Hurrikane-Zeit) dann wird es richtig kuschlig, so schläft alles irgendwo, aber 8 Gäste sind meiner Meinung nach zuviel oder alles kennt sich sehr gut.
Im letzten Jahr gab es ebenfalls auch keinerlei Lademöglichkeit für Akkus. Da hat der vermietende Fischer allerdings aufgerüstet, lässt sich aber auch dies von XTC wohl kräftig bezahlen.


Jetzt mal auf den Punkt: Hier wollen ein paar lokale Leute schnell das große Geld machen und springen auf den weltweit immer populärer werdenden "Ich-verkaufe-Basic-als-Luxus"-Zug auf. Sind sich aber nicht ganz im Klaren darüber was es dann eben doch braucht. Und wer Fotografen und Videofilmern Crocs anbietet der sollte eine gescheite Ladeversorgung, einen Kameratisch, ein Spülbecken und genügend Süß-oder Regenwasser vor Ort haben. Dabei spreche ich noch nicht mal von genügend Frischwasser zum duschen, auch wenn 3 Liter am Abend für die Dusche nicht Jedermanns/-fraus Sache sind. Mir hat's gereicht. Oder möchte man den typischen Tagestouristen ansprechen der einfach nur von sich behaupten will einmal mit einem Croc im Wasser gewesen zu sein? Ähnlich wie bei den Walhaien, oder auch ein bisschen wie in Guadalupe? Das ist mir wirklich noch nicht ganz klar, und den Leuten vor Ort wohl auch nicht. Aktuell ist viel in Bewegung, viele Gerüchte und Zustände von denen man nur mit Sicherheit sagen kann, dass nächstes Jahr vermutlich bereits einiges anders sein wird. Spätestens in zwei Jahren. Derzeit ist XTC eher auf dem Touri-Modell unterwegs, denn weniger Leuten tatsächlich die Möglichkeit zu geben diese faszinierenden Tiere ausgiebiger in ihrem Lebensraum kennen zu lernen.

Insgesamt sind wir also ca. 3h wirklich mit Crocs im Wasser gewesen. Was nach allen Rückmeldungen von außen ein guter Wert ist. Währenddessen sind coole Bilder und Videos entstanden, und das Gefühl einem Croc in die Augen zu schauen und auch etwas über sein Verhalten und seinen Charakter zu lernen war wirklich ein beeindruckender Moment. Diesen Blick werde ich wohl nicht mehr vergessen...
Ich habe euch versucht die Fakten so detailliert wie möglich zu beschreiben, ob euch 3h mit einem Croc im Wasser den Aufwand/die Strapazen und das Geld wert sind, das müsst ihr nun selber entscheiden.
Schaut euch aber auf jeden Fall genau an wer da was anbietet. Und evtl. gibt es bald Alternativen zu XTC. 


PS: Einige der Fotos wurden mit Hilfe einer Drohne aufgenommen, vielen Dank dafür an Michael Supp, von Supp Diving Heilbronn

Dienstag, 9. Februar 2016

#Reisebericht: Tauchsafari Sudan - tiefer Süden mit der Don Questo

Ziel:           Sudan
Tauchregionen:  Deep South
Tour-Operator:  Tauchertraum 
Reisezeitraum:  04.05.-18.05.2015


 

 
Der Sudan! In der aktuellen Zeit sicher ein eher heißes Pflaster, auch ungeachtet des Klimas. Aber auch wieder nur halb so schlimm, wenn man bedenkt, dass man lediglich am Flughafen Port Sudans ankommt und nach ca. 30 Min. Fahrt umgehend auf das Tauchsafariboot eincheckt und ablegt. Und die Erfahrungsberichte lassen fast ausnahmslos glänzendes erwarten von diesem Tauchgebiet so tief im Süden des Roten Meeres.

Anreise:
Seit langer Zeit fliege ich mal wieder mit Emirates. Die Zeiten der extrem unsicheren Verbindungen über Kairo sind vorbei. Die Billigflugtochter von Emirates, Flydubai, fliegt 1x pro Woche Montags Port Sudan an. Also fliegt man von irgendwo auf der Welt nach Dubai und dann weiter. Von Frankfurt geht es Sonntag Abend um 22:20 in Richtung Süden. In aller Frühe erreicht man Dubai und hat dann doch ein kleineres Hindernis zu überwinden. Wie alle renommierten Fluglinien hat auch Emirates ein eher stiefmütterliches Verhältniss zu seiner unehelichen Tochter. Sie wird maximal weit ausgegrenzt und totgeschwiegen. Man muss das Terminal wechseln zu Terminal 2. Das bekommt man jedoch erst durch Fragen heraus. An der Ankunftsstelle des Buses vom Flieger folgt man nicht der Richtung der Connection-Flight-Schilder (die führen nur zu den Gates A-C) ,sondern fragt nach dem nächsten Bus zum eigenen Gate ( in meinem Fall "F"). Der ist auch weder ausgeschildert noch beschriftet. Ein paar Minuten später kommt jemand, nimmt mich mit, und setzt mich in einen Kleinbus. Und mit dem habe ich dann auch Terminal 2 tatsächlich erreicht. Ab dort läuft alles wieder routiniert weiter. Bis man dann in Port Sudan ist. Ich gehe zur Kontaktperson der Don Questo, bekomme mein VISA und dann führt er uns durch die Immigrierung an der man seinen Pass abgibt. Und auch nicht wieder bekommt bis man das Boot nach zwei Wochen verlässt.

Mit einem kleinen Bus fährt unsere Gruppe von lediglich 9 Personen ca. 30 Min. zum Hafen oder besser zur Anlegestelle in Port Sudan. Es beschränkt sich auf einen betonierten Kai an dem die Zodiacs anlegen und uns, sowie das Gepäck, abholen und zum Schiff bringen. Ebenso ungewöhnlich: Ein Gewitter ist kurz zuvor über die Stadt gezogen, alles stark bewölkt und immer mal wieder finden weitere Regentropfen ihren Weg zu uns herunter. 



Die Don Questo:
Wird von Micha (Inhaber Tauchertraum) im Vorfeld wo es nur geht schon heruntergeredet. Klar, wer für 3.000€ ein entsprechend luxuriöses Schiff erwartet, bekommt ein Problem. Die Don Questo ist ein umgebauter Fischkutter aus den 60er-Jahren des vergangenen Jahrtausends, eigentlich wie in amerikanischen Gewässern üblich, siehe Yemaya, Sea Escape, Rocio del Mar & Co. Aber es strahlt von der ersten Sekunde seinen eigenen Charme & Flair aus. 
Guides und Kapitän sind Italienisch, und bewundern wir nicht schon seit Gezeiten den italienischen Way of Life, La Dolce Vita? 



An Bord ist soweit alles stimmig. Sehr freundliche Crew, geräumiges Tauchdeck, nettes Schattendeck, alles funktional.
Allerdings muss man klar festhalten, dass wir nur zu neunt sind. Die beiden Päärchen haben die großen Kabinen, die Singles haben alle Einzelkabinen in die normal zwei kommen. Zu 17 auf diesem Boot ist sicherlich wieder eine ganz andere Geschichte. Zumal die Kabinen zwar Waschbecken haben, aber man sich insgesamt 3 Bäder + 2 Duschen teilen muss.

Kaum sind die ersten Dinge verstaut, steht das Abendessen auf dem Plan. Das Menü wird vom Kapitän erklärt und angekündigt. Ein Italienisch-sudanesischer Salat als 1. Gang, es folgt eine kräftige Suppe, ein umwerfendes Makrelen-Steak als Hauptgang und zum Dessert ein Karamell-Vanille-Pudding. Spätestens mit dem Abendessen ist man angekommen im Italienisch-sudanesischen Flair.

Abends kann man im Hafen den viermaligen Stromausfall in einer Bar beobachten, und zeitgleich das aufreißen der Wolkendecke in der ersten Nacht nach dem Vollmond. Für alle Technik-Freaks gibt es an Bord auch WLAN für die letzte Nachricht in die westliche Welt. Wir brechen nämlich am folgenden Morgen bei strahlendem Sonnenschein und topfebener See gen Süden auf. Okay, vorher zunächst ein Stück ostwärts nach Sanganeb und dann geht es gen Süden.



Sanganeb South, unser Checktauchplatz. Von seiner Topographie Daedalus sehr ähnlich, inkl. Leuchtturm. Bei ca. 30m Sicht und etwas Plankton im Wasser springen wir ins kalte Nass. Oder auch nicht, oben erwarten uns mollige 29 Grad.
Zu Beginn heißt uns ein größerer Schwarm Barracudas im Blauwasser willkommen! Es folgen 3 Schwärme Jacks, viel ägyptisches, viele scheue Zackenbarsche. Ein gelungener Start der gleich hält was er verspricht. Ägypten, aber mit mehr Fisch.
Den Besuch auf dem Leuchtturm sollte man sich nicht entgehen lassen, ist er doch der letzte Landgang für die kommenden zwei Wochen.


Nach vierstündiger Fahrt gen Süden erreichen wir den Norden von Sha'ab Ambar. Es ist bereits recht spät so wird es mehr oder weniger ein Dämmerungstauchgang der uns bei mäßigen Lichtverhältnissen immerhin eine Gruppe von 10 Tunas, 2 noch im Sand schlafenden White tips und einen großen Schwarm Doktorfische beschert. Auch Papa Barracuda ist mit seinem Sohn auf einem allabendlichen Rundgang unterwegs.

Mit dem ersten Abendessen auf hoher See legt die Crew sich so richtig ins Zeug, hier ist am zweiten Abend bereits Captains Dinner.  Kerzenlicht, unser locker 60-jähriger Kellner im Anzug, zwei Flaschen Rotwein zur Begrüßung und einem erneut wohlschmeckendem Menü kapseln alle Gedanken an ein luxuriöseres Schiff ab! Hier ist man in seiner eigenen Welt, eine Reise ins Wunderland. Über- wie unter Wasser. Oder eher auf den Spuren von Thors Hammer, immer auf der Suche nach seinem nächsten Relikt.

Der folgende Morgen sollte uns die erste Chance dazu geben. Wir tauchen nun Sha'ab Ambar South. Um ca. 9:00 sind wir im Wasser und nur kurze Zeit später lassen sich zwei Querköpfe bei 20m Tiefe, aber auch gebührendem Abstand blicken. Minuten später schießen drei weitere aber wesentliche kleinere Exemplare aus der Tiefe empor,umrunden uns mehrere male, verdampfen dann aber wieder ohne sich erneut blicken zu lassen. 
Der Rückweg am Riff wird wieder umsäumt von Schwarmfisch. Snapper aller Art (Gelbstreifen, Humpback, Black,...) Süßlippen, und was nicht noch alles ist in Hülle und Fülle vorhanden. Manche in Bewegung manche sich gemütlich wiegend im Takt der Strömung. Wettermäßig ist übrigens tote Hose. Weder Wind noch Welle. 


Kaum waren die Sätze des letzten Absatzes gesprochen frischte Wind und Wellen deutlicher auf. Zum zweiten Tauchgang des Tages ging es ans Preserver-Riff. Wie üblich absinkend unter die 30m-Schwelle wird ein kapitaler Fehler der Stunden zuvor deutlich. Zu wenig getrunken, so breiten sich hämmernde Kopfschmerzen aus die mir den Tauchgang redlich verleiden. In der Tiefe sind mehrere Tunas, darunter ein richtig großer Brummer, Barracudas und Jacks unterwegs. 
Das Austauchen am Riff ist wieder begleitet von Unmengen an Fisch. Zurück an Bord folgt gleich eine Schmerztablette und Unmengen Wasser&Cola hinterher. Die Besserung stellt sich unmittelbar ein.



Tauchgang drei findet wieder recht spät, gegen 5 statt. Klar, es erhöhen sich die Chancen auf Großfisch. Zum Filmen am Riff eignet sich dies allerdings weniger. Und so geht es an Barra Musar Kebir zunächst wieder ab in die Tiefe ohne nennenswerte Sichtung.
Zurück am Riff findet sich ein Blotched-Fantail-Stingray und auf dem großen Sandplateau findet sich allerlei ägyptisches Standard-Repertoire wie Muränen, Blaupunktrochen, Piyama-Schnecken & Co. Nicht zu vergessen wieder die Unmengen an Fisch. Allerdings leider im Gegenlicht. Die Sonne geht auf der anderen Seite unter. 
Ein großer Schwarm Barracudas steht draußen im Dunklen, eine 5-er Gruppe Büffelkopf-papageienfische patrouilliert auf dem Riffdach. Immer wieder unterbrochen vom Sound der Delfine die sich aber nur sehr kurz als Schatten blicken lassen und erst auf dem Rückweg auf dem Zodiac ihren Weg gänzlich zu uns finden.

Am Morgen hat sich das Wetter leicht beruhigt. Die Nacht war recht schauklig. Den ursprünglich geplanten Tauchplatz überspringen wir und fahren zunächst eine weitere Stunde gen Süden nach Barra Musa Saqir. Gegen 8:45 sind wir im Wasser und wohl zu spät für Großfisch. Nichts dergleichen lässt sich blicken. Wir tauchen durch einen kurzen Canyon hindurch auf ein großes Sandplateau gespickt mit großen Korallenblöcken. Eine bisher recht häufige Riffformation. Vom Riffdach fällt es auf ca 20-30m ab und bildet dann ein großes Sandplateau. An der Außenkante finden sich wiederum große Korallenwände die das Plateau zu einer Arena umzingeln. Immer wieder unterbrochen von kleinen Durchbrüchen durch die man hindurchtauchen kann. 
Wir finden einen scheuen Oktopus, einen Clown-Shrimp mit Baby und viel buntes Riffleben vor. Mit etwas weniger Fisch als schon gewohnt.


Loka, Sichtweiten wie die Spielkultur von Lokomotive Moskau, arg eingeschränkt. Napoleon, Schildkröte, Schnecke, Blaupunkt, Muräne & Tschüss: Mittagessen! Auch wenn es schon halb drei ist...
 


 Habili Lory:
Zum letzten Tauchgang des Tages brechen wir gewohnt spät aber nicht wie üblich auf. Die Don Questo hat direkt am Tauchplatz geankert und man steigt am Ankerseil auf das Plateau hinab. Bereits dort erwarten uns zwei kleine Silkys und weisen uns den Weg. 
Ein kleiner Rücken zieht sich auf 35 Tiefe hinaus in das tiefe Blau. Übervölkert von Weichkorallen. Und bewohnt von Fischen aller Art. Die Basis bildete ein kleiner Sardinenschwarm der von Jägern aller Art bearbeitet wurde. 

Herausgehoben sei ein 3m großer Barracuda, Silkys in allen Größen und auch ein Delfin schaute kurz vorbei. Umgeben von weiterem Schwarmfisch war dies der erste Tauchgang an dem die 15l-Pulle auch herzlich notwendig gewesen ist! Zurück auf dem Riffdach findet sich ebenfalls wieder allerlei bevor wir nochmals ins Blau abschwenken um erneut von ca. 5-8 Silkys umkreist zu werden. 
Ein Tauchgang der an Artenvielfalt kaum zu überbieten war. Da stört es nur marginal, dass Gruppe zwei am Ende des Tauchgangs noch einen Walhai aus der Ferne bestaunen konnte. Auch nach dem Tauchgang setzten die Silkys ihr Spektakel am Boot fort und auch die Delfine verbringen mit uns ihren Sunset-Drink.



Ein weiterer Tag im tiefen Süden bricht an. Üblicherweise bricht das Boot gegen 7 in Richtung Tauchplatz auf. Je nachdem wie weit es über die Nacht von ihm weggedriftet ist. Ankern ist selten im tiefen Süden, zu wenig Schutz. Mit Glück harrt man einige Zeit am Riff aus, über Nacht treiben wir auf dem offenen Meer herum. Und je nach Dauer und Stärke muss man den Weg am folgenden Morgen dann wieder zurück.
Meist ist dann so gegen 7:30 das erste Briefing. Heute Morgen steht Darhat Abib auf dem Plan.  5-10 Hammerhaie lassen sich blicken, das aber auf Tiefen von 50-60m. 
Und gegen jede Abmachung wuseln Sie auch wie wild hin und her, sind somit unmöglich in den Kasten zu bekommen.  Auch ein riesiger Schwarm Bonitos tümmelt sich in der Tiefe. Die Barracudas sind hingegen wieder einfacher zu erreichen. Erwähnenswert sind noch zwei große Süßlippen auf dem Riffdach auf einer Tellerkoralle die als Putzerstation dient. 


Es folgt zur leider etwas bewölkten Mittagszeit das Francis Reef: 1 Hammer auf 45m, 1 Silky sehr nah. Barracudas ziehen beim Sicherheitsstopp direkt vom Riffdach kommend an mir vorbei und entschwinden ins Blaue!
Am Ende des Tauchgangs wählen auch wir nochmal den Weg ins Blaue mit Regenbogen-Tunas die verfolgt wurden von Silkys. Delfine wurden in der Ferne nur gehört.
Den Abschluss sollte Habili Lory nochmals krönen, doch Wiederholungen haben ja immer etwas mit der bereits gelegten Messlatte zu kämpfen. So erreicht auch Habili Lory diesmal nicht ganz die Performance des Vorabends. 
Gerade 1-2 Silkys verirren sich kurz zu uns, die Jagdzeit ist noch nicht angebrochen, und so bilden auch die Sardinen keinen geordneten Schwarm, sondern streunern chaotisch umher. Es bleibt trotzdem ein wunderschöner Tauchgang mit einer atemberaubender Artenvielfalt. 



Neuer Tag, neues Glück. Doch das bleibt am Andreas Reef leider aus. In der Tiefe bleibt es leer. Dafür ist die Riffwand überschwemmt mit Fischen. 
Ein paar Aufnahmen aus der Tiefe im Gegenlicht und dann ab aufs Riffdach bunte Fische gucken. Wir enden  in einer Füssiliere-Suppe und unter uns entschwindet ein Canyon in die Tiefe. Dies ist der Startpunkt für den zweiten Tauchgang der zur Mittagszeit ebenfalls leer in der Tiefe bleibt bis auf ein Knäuel aus drei Humped Halgeras. Wir arbeiten uns anschließend langsam den Canyon empor. 
Wir finden erneut zwei Humped Halgeras und auf dem Riffdach findet sich ein Tigerstrudelwurm. Ein eher Makro orientierter Tauchtag bisher.

Adams Reef:
It's Sunset-Dive-Time! Gewohnt gegen 16:30 ist diesmal das Adams Reef das Riff der Wahl. Auf seiner Südseite erstreckt sich auf ca. 25-30m ein erstes Plateau, überwuchert mit Weichkorallen, dem ein zweites auf 45-50m vorgelagert ist. Bei Südströmung braucht man somit lediglich ins Blaue hinaus und sich gen Ende von der Strömung wieder an das Riff herantreiben lassen. Aber wir starten ja erst und schieben uns langsam gen Blau vor. Oder eher grün. Auf 40m hinterlässt das fehlende Licht bereits seine Spuren. 

Dafür dauert es nur kurz bis unser Guide erstmals in die Ferne deutet und die kleinen Werkzeug-Tiere sich erblicken lassen. Da ist er! Der erste Moment mit Hammerhaiwand vor der Nase. Episch! 2 min. Show-Time dann ziehen Sie wieder von dannen. 
5 Min. Pause, dann sind Sie wieder da. Aber Sie bleiben tief. Um Sie mitten um sich herum zu haben benötigte es gute 50m Tauchtiefe. Man möchte den Partialdruck gar nicht wissen, mit dem man hätte rechnen müssen, um mit diesem Gemisch "legal" auf dieser Tiefe zu sein. Fotografie-Enthusiasten hätten beim Auftauchen ein weiteres exzellentes Motiv geboten bekommen: im Vordergrund Weichkorallen, im Hintergrund Riff und an der Oberfläche ein Taucher und unser Zodiac. Den Rest des Tauchgangs verbringen wir an der Westseite des Riffs mit einem entspannten Drift dem sich wieder allerlei verschiedene Fischschwärme anschließen! 
Hervorzuheben ist ein Quintett aus aufmerksamkeitssüchtigen Fledermausfischen die uns auf dem Rest unseres Tauchgangs Geleitschutz geben. Da macht Adam auch ohne Eva Spaß!


Was macht eigentlich das Wetter? Der tiefe Süden hat sich schon seit der Nacht von Mi auf Do in eine Gluthölle verwandelt. Überwiegend topfebene bis spiegelglatte See, man genießt jeden Windhauch. Somit stehen uns sämtliche Riffe offen, bisher fällt nichts dem Wetter zum Opfer, toi toi toi! Das begünstigt ebenfalls, dass man immer am oder auf dem Riffdach umherwuseln und bei idealen Lichtbedingungen filmen kann.

Was am Vorabend so hervorragend geklappt hat funktioniert doch auch sicherlich morgens! Wieder Adam's Reef! Wieder Süd-Strömung! Wieder die ganze Schule da!!! Aber nur leicht erhöht, statt <50m haben nun ca. 40m ausgereicht um Ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Das austauchen findet diesmal auf der Westseite statt. Es gelingt mir einen kleinen Barracuda beim putzen abzulichten.

Aller guten Dinge sind Drei. Also auch zum Mittag Adams Reef. Natürlich zur Mittagszeit mit arg eingeschränkten Chancen auf Großfisch. Die Strömung ist auch merklich schwächer und doch findet sich nach längerer Suche und viel hin und her wieder in großer Tiefe eine kleine Gruppe Hammerhaie. Immerhin, allerdings bin ich da irgendwo anders an anderer Stelle suchen. Mit weniger Erfolg. Um nun auch alle Varianten abgespult zu haben verbringen wir unsern Sicherheitsstopp diesmal an der Riffspitze. Spitze ist diesmal ein richtig großer Barracuda der eigentlich durchweg vor unserer Nase herumtanzt und sich putzen lässt. Ein Schneckchen findet sich noch, dies und jenes, und dann war es das auch.


Nach 3x paradiesischen Zuständen am Adam's Reef ziehen wir weiter und der heutige Sunset-Dive findet statt am Ed Domesh Shesh-Riff. Bereits mit dem Sprung ins Blau steht direkt hinter uns eine Gruppe Barracudas direkt an der Oberfläche. 
Von rechts naht ein Trupp Queen-Fische in deren Mitte sich ein Silky versucht zu verstecken. Und das wachsame Auge erkennt auch 2 Milk-Fische die aber gehörigen Abstand zum Betrachter pflegen.
Im Anschluss an die ersten Minuten gemütlich absinkend gen den unendlichen Tiefen des Meeres verspüren wir auf einmal Gegenwind.
Urplötzlich sprudeln 20-30 Hammerhaie aus der Tiefe an der Riffwand empor, checken uns kurz aus und entschwinden dann wieder ins Blau. Das folgende Plateau bietet wieder einige Optionen für ausgiebige Versteckspielchen. Special des Tages ist bei diesem Tauchgang eine Schildkröte.


Mit dem Abendessen wird uns auch der neueste Wetterbericht mitgeteilt. Herrschten bisher absolut traumhafte Verhältnisse vor, so soll nun der Wind bis Freitag (heute ist übrigens Sonntag) täglich auffrischen bis er am Freitag mit 25-30 Knoten schon eine sehr rauhe See entfachen wird. Hoffen wir auf Milde seitens des Wettergottes!

Die neue Woche beginnt wie die alte abgeschlossen hat. Windstill und heiß, am Domesh-Riff: 1 Hammer, 1-2 graue Riffhaie, 1-2 Silkys, Sie alle waren ein wenig wie die Karotte vor dem Esel. Unerreichbar für gute Szenen, aber man bleibt halt dran. Dazu ging es immer wieder gegen die Strömung was bei ausbleibenden Erfolg einiges an Nerven raubt.
Machen wir auch den zweiten Tauchgang am Elis-Riff kurz:
  
Nix in der Tiefe bis auf ein paar Jacks. Viele Gelbstreifen-Schnapper säumen dieses Riffdach. Wie bei eigentlich jedem Tauchgang findet sich aber auch hier wieder etwas besonderes: 
Ein Sternenhimmel-Strudelwurm und ein blotched Stingray der erst in einer Cave schläft und dann später im Korallengarten erneut auf mich zugeschwebt kommt. Er dreht ein paar Runden unter mir! Auf dem Rücken voll mit Putzerfischen, und verschwindet dann unter einem Korallenblock.

Aufgrund der Windprognose beginnen wir unseren sukzessiven Rückweg gen Norden und tauchen sozusagen im hohen tiefen Süden, an Karam Masamirit South:
1-2 Hammer kurz in der tiefen Tiefe, heute will es nicht so recht klappen. Für den Landschaftstaucher bietet sich eine wunderschöne Pracht an verschiedenfarbigen Weichkorallen. Weiß rot, lila, alles da. Allerdings muss man seine Lampe mitbringen sonst bleibt auf 30m Tiefe alles blau!
Diesmal tauchen wir nicht auf dem Riffdach aus, da wir uns in unmittelbarer Nähe zum Boot befinden und dort 10-15 sehr neugierige Silkys ein Spektakel bieten ohne dafür Eintritt zu verlangen. Sie waren so aufdringlich, dass man Sie hin und wieder von sich wegschieben musste. 



Da dies ein Platz ist an dem sich üblicherweise ein paar mehr Hammerhaie blicken lassen können/sollten betauchen wir das Südplateau von Karam Masamirit auch am folgenden Morgen. 
Und die Erwartung wurde gehalten. Bei etwas stärker Südostströmung trudeln Sie ein. Und zwar auf sämtliche Tiefen, manche bis auf 20m, ein guter Teil zwischen 20-30m, noch ein weiteres Batzen deutlich unter uns. 
Wir drehen eine Runde am Riff und gehen nochmal ins Blau. Auf knapp 25m finden sich erneut 5-10 Hammerhaie bei mir ein. Und zum Schluss drehe ich nochmal eine Runde an der Riffkante auf 10m und bekomme erneut kurzen Besuch von einem Werkzeugtierchen. Da blieb für das restliche Riff heute wenig Zeit.


Der Wind scheint sich unerbittlich anzukündigen für Do/Fr. Und so findet unser heutiger Tauchgang etwas früher bereits um 10:30 statt und zwar in Masamarit. In der Tiefe schaut nur kurz ein Werkzeugtier vorbei. Auch ein Silky ist interessiert und kommt deutlich näher als der Hammer. 
Es gibt zwei kleine Swim-Throughs auf dem Sandplateau in denen es vor Glasfischen nur so wimmelt. In einem kleinen Durchgang auf dem Riffdach steht eine Gruppe Süßlippen, als Highlight bietet sich diesmal eine ziemlich alte oder zumindest dreckige Schildkröte an die ins Riff eingebettet schläft und von uns auch in Ruhe gelassen wird. Zwei Scherengarnelen schenke ich wenig Beachtung, mein +20-Makro liegt ja in Barra Musa Saqir.

Der nächste Tauchplatz ist zufälligerweise erneut Barra Musa Saqir, aber es sei vorweggenommen, das +20-Makro bleibt verschollen. In der Tiefe wieder nix. Gruppe zwei trödelt etwas beim Rückweg und bekommt das auch noch mit einem Fuchshai entlohnt. Auf dem Sandplateau sind die Clown-Shrimps weiterhin fest auf ihrer Anemone verankert. Interessant sind noch 5-6 Tunas die auf dem Plateau patrouillieren.  Also leider auch am Abend nix in Barra Musa Saqir, ok es sei denn man war in Gruppe 2!

Die heutigen beiden Tauchgänge finden an einem bisher unbenannten, da letztes Jahr erstmalig betauchten, Riff statt. Und das ebenfalls knapp aufeinanderfolgend, da anschließend gen Westen navigiert werden muss um dem Anlauf nehmenden Wind Rechnung zu tragen. Aber der Reihe nach. Das recht kleine Riff verfügt ebenfalls über ein Nord- wie auch ein Südplateau, allerdings im Vergleich sehr klein.
Wir tauchen ab und sinken in die Tiefe. 10 Min. lang nichts. Dann erhebt sich der erst weiße Querbalken aus der Tiefe. Und ihm
folgende weitere. Letztlich finden sich ca. 10 possierliche Werkzeugtierchen bei uns ein und bleiben diesmal auch etwas länger. Hervorragende Videosequenzen entstehen, für Fotografen waren sie noch etwas zu weit weg. Und natürlich tief, 45m+! Während des Rückwegs kommen Sie noch zwei weitere Male kurz vorbei ehe es zum austauchen auf das Riffdach geht. Der Sicherheitsstopp ist durchgehend begleitet vom Sound der Delfine. Bereits bei der Anfahrt zum Riff am Morgen tummelten sich unzählige von Ihnen im Bug des Schiffes. 
  
Neben den deutlich in der Überzahl vorhandenen Spinner-Delfinen auch ein paar richtige große (locker 3m) Brocken Bottlenose-Delfine. Und auch auf der Fahrt mit dem Zodiac waren Sie zugegen. Doch kaum sind wir im Wasser waren sie nicht mehr gesehen. Nur gehört. 
An der Oberfläche sind Sie in unmittelbarer Nähe natürlich wieder zugegen und wir können ein paar Minuten mit Ihnen schwimmen. Bereits auf dem Rückweg erblicke ich inmitten der Delfine die Rückenflosse eines Sailfisch. Doch kaum im Wasser ist auch er hinfort. Aber wer hat einen gesehen? Gruppe 2 natürlich!!!
 

Der Wiederholungstauchgang bleibt unspektakulär. Gruppe zwei findet die Hammerhaie für einen kurzen Moment auf der gegenüberliegenden Plateau-Seite doch extrem tief, sie kommen nicht hoch. Beim Sicherheitsstopp verbringe ich meine Zeit damit Leoparden-Kammzähner zu filmen, bzw. es zu versuchen. Das Riffdach ist übersäht mit Ihnen. Ach und dann noch einen Drachenkopf. Ich beklage mich schon seit einigen Tagen beim Guide, dass ich noch keinen Drachenkopf hier unten gesehen hätte. Ich muss nicht besonders hervorheben wie triumphierend er mir seine Entdeckung präsentiert. Noch dazu ein großer!

Wir müssen also weiter gen Westen aufgrund des weiter auffrischenden Windes. Daher fahren wir erneut Sha'ab Ambar South an. Im Wasser erwartet uns eine riesige Wand an Doktorfischen. In Formierung schwimmend füllen Sie das ganze Sichtfeld aus, wie ein Teppich. Diesmal sind die Hammerhaie ein ganzes Stück Arbeit, Maurizio muss weit in die Tiefe um Sie empor zu holen. 
Aber Sie kommen mit. Splitten sich dann aber in zwei Gruppen auf. Noch dazu bleibt ein guter Teil in der Tiefe. Der Teil den wir ins Visier nehmen beginnt unter den Doktorfischen zu kreisen, doch bereits wenige Sekunden später stöben sie wieder auseinander. Einige Minuten später kehren Sie jedoch erneut zurück, da bin ich aber mehr oder weniger alleine und Sie ziehen auch in die entgegengesetzte Richtung unseres Guides. Auf dem Plateau hängt nochmal die gleiche Anzahl an Doktorfischen und bildet eine wahre Fischsuppe. Dazu kommen wieder hunderte von Süßlippen, Blauflossen-Makrelen und auch ein Urzeit-Tuna schaut aus dem Blau heraus bei uns vorbei.

Auf dem Rückweg nach Port Sudan steht Jumna als nordwestlichstes Riff des Suakin-Archipels zur Auswahl. An der Oberfläche strömt es noch aber in der Tiefe ist Sie komplett verflacht. Und so finden uns nur vereinzelt Hammerhaie. Mal im Blau, mal über uns, mal an der Riffwand. Selbst kurz vor Ende dackelt ein Werkzeugtierchen auf 15m Entfernung an mir vorbei. Wirklich brauchbare Szenen entstehen dabei aber nicht. An Jumna findet man die Gruppe Hammerhaie entweder geschlossen sofort oder jeder tigert vereinsamt für sich irgendwo im Riff herum, so Maurizio, unser Guide. Geschlossen hingegen blieb die Gruppe Barracudas der ich mich ausführlicher gewidmet habe. Draußen im Blau mit ihnen angefreundet sind Sie zum Abschluss nochmal schön vor dem Riff an mir vorbei. Alles auf Rotfiltertauglichen 7m. Ein paar Büffelkopfpapageienfische wollen hier auch noch erwähnt werden.
Der zweite Tauchgang bot nichts spannenderes mehr. 
Nun brach die Zeit der Buße an für unser hervorragendes Wetter. Der Rückweg nach Port Sudan war ordentlich schauklig und trocken blieb man nur unter Deck. Aber wir haben Port Sudan rechtzeitig erreicht um noch im Hellen an der Umbria unseren letzten Tauchgang des Tages zu vollbringen. Bei ca. 15m hatte man die komplette Stunde zu tun um das Wrack von außen zu erkunden. Auch für gemäßigte Wrack-Enthusiasten eine schöne Abwechslung. Die Alternativen sind aufgrund des Wetters auch rar! Mittlerweile bläst der Nordwind schon massiv, 35-40 Knoten machen aus der Badewanne einen Kochtopf. Da dies bis zu unserem Abschluss am Sonntag nicht besser werden soll ist unsere Restplanung damit in Stein gemeißelt. Morgens nochmal Umbria und dann den Rest in Sha'ab Rumi.

Um etwas Abwechslung ins Leben zu bekommen gehen wir am nächsten Morgen zu viert ins Innere des Wracks. Im Anschluss an ein separates Briefing nimmt uns Maurizio auf eine 70-minütige Erkundungstour ins Innere des Wracks mit. Lichtdurchflutete Gänge, gut erhaltener Maschinenraum, Küche, Bäder, Essenshalle, Ladungsräume, alles wird unter die Lupe genommen. Das hat sich wirklich gelohnt! Erfordert aber einen  ortskundigen Guide, die Zwischenwege waren oft nicht wirklich auf den ersten Blick zu erkennen.

Das man bei diesem Wetter überhaupt gen Norden fahren kann soll auch besonders erwähnt werden. Ich habe im letzten Jahr während meines Guidings zwei Trips von den Brothers gen Norden begleitet dürfen die bei mäßigeren Bedingungen in Horror-Trips endeten. Jetzt spielt die Don Questo als Stahlschiff seine Ässer aus. Verhältnismäßig akzeptabel schaffen wir unseren Weg nach Sha'ab Rumi, und das sogar innerhalb des Zeitplans. Auf einem Holzboot wäre das eine ordentliche Schaukelpartie geworden, wenn es überhaupt gelungen wäre. Die zwei weiteren Tagestauchgänge finden wie geplant statt. Die letzten sieben Tauchgänge an Sha'ab Rumi zu verbringen sind zwar nicht der ideale Wunsch aber die Wetterbedingungen hätten jedes ägyptische Hausriff zum schließen gezwungen, wir tauchen zumindest. Und das an keinem schlechten Fleck. Allerdings meint es auch die Strömung nicht mehr gut mit uns. Bei Nordströmung wäre das Nordplateau sicher die vorgezogene Wahl, aber bei 3m hohen, brechenden Wellen keine wirkliche Option. Das bedeutet auch an Hailights mangelt es uns hier etwas. Die angeblich normalen bis zu 30 grauen Riffhaie sind irgendwo, nur nicht bei uns. Nur vereinzelt lässt sich der ein oder andere mal blicken. Dafür aber auch Vollformattauglich! Hammerhaie gibt es auch, doch hier sind wir jetzt einfach besseres gewohnt. 


Costeaus Experiment war einmal ganz
nett, aber nur Costeau-Groupies zieht es dort wohl noch ein zweites Mal hin. Ein Drift an irgendeiner Wand ist ebenso keine sehr verlockende Alternative, also bleibt es bei den restlichen Tauchgängen am Südplateau.


Am Morgen steht üblicherweise noch eine wirklich beeindruckende Armada von Büffelkopf-papageienfischen am Riff. 

Auch sonst finden sich überall scheue Zackis und es ist immer wieder etwas besonderes zu finden gewesen, wie beispielsweise eine tiefen-entspannte Schildkröte die gemütlich vor unseren Augen tote Hartkorallen zerlegte um an ihre Weichkorallen zu gelangen. Am letzten Morgen hat der Wind soweit nachgelassen dass wir das Nordplateau versuchen, doch auch hier sind keine Haie und noch dazu beschränkte Sicht zu finden. 
Also geht es zum Abschlusstauchgang nochmal ans Südplateau an dem wir diesmal auch nicht alleine sind. Ungewohnt die ganzen anderen Blasen um uns herum. Und trotzdem finden sich ein paar graue Riffhaie um uns auf Wiedersehen zu sagen. 



Bei topfebener See geht es nun zurück in den Hafen. Atemberaubende zwei Wochen liegen hinter uns. 10 Tage Wetter aus dem Bilderbuch ließen uns jedes noch so flache Riffplateau erobern. In der Tiefe fanden sich an vielen Riffen Hammerhaie, an manchen sogar weitwinkelfüllende Schulen. Es gab Delfine beim Schnorcheln, Silkys unter dem Boot. Doch am besten vermittle ich euch einen Eindruck über meinen nachfolgenden Film:

Hier im tiefen Südes des Sudans liegt noch eine echte Perle der Unterwasserwelt. Allerdings fernab der PADI-Standards, wobei ich mich zu keiner Zeit in irgendeiner Weise unsicher gefühlt hätte. Im Gegenteil, die Don Questo rundet die Perle mit ihrem besonderen und eigenen italienischen Charme ab! 
Und ich werde dieses Jahr wieder für zwei Wochen hingehen :) Und Last but not Least: Mein Silky-Video!